Berufsbildene Schule ein Grund für oder gegen die Westumgehung? Ein Kommentar zum Wochenblatt-Reporter vom 14.11.2021

Dieser Beitrag nimmt Bezug auf einen Artikel vom 14.11.2021 des Wochenblatt-Reports (siehe hier).

In diesem Artikel berichtet der Autor über die Nachteile der neuen Berufsschule in Böhl-Iggelheim. Will man dem Artikel glauben schenken, so will man die Berufschule hier im Dorf gar nicht haben. Gibt es hierzu eigentlich Umfragen auf die man sich stützen könnte?

Zumindest gibt der Artikel keine Quellen für diese Behauptung her. Was der Artikel aber hergibt ist eine ziemlich seltsame Verknüpfung der angeblich schlechten Infratruktur und die daraus abgeleitete Schlussfolgerung, dass die Berufsschule deswegen auf keinen Fall kommen darf. Oder soll umgekehrt ein Schuh daraus werden? Die Berufsschule soll etwa nur kommen, damit die Westumgehung gebaut werden kann?

So oder so: das letzte Jahr hat uns die Notwendigkeit sozialer Berufe gezeigt. KiTas, Krankenhäuser, Altenhäuser, … sind unterbesetzt. Es fehlen Pflegekräfte an allen Ecken und Enden. Es ist kaum zu vermitteln, gegen solch ein Vorhaben zu sein – außer es gibt wirklich gute Gründe! Und vllt gibt es die ja auch.

Aber zumindest dieser Artikel benennt keine dieser Gründe. Mehr Argumente als der vermeintlich schlechten Infrastruktur sind dem Artikel nicht zu entnehmen. Nein, da ist doch noch ein weiterer Grund aufgeführt: nämlich die Tatsache, dass es in Böhl-Iggelheim noch kein reichhaltiges Ausbildungsangebot gibt. Und das soll nun der Grund sein, dass es auch diese Berufsschule nicht geben sollte.

Aber zurück zur schlechten Infrastruktur: die Infrastruktur ist also schlecht? Böhl verfügt über einen Bahnhof und der grob berechnete Fußweg zur geplanten Schule beträgt eine knappe Viertel Stunde.

Schon jetzt legen zahlreiche Schüler denselben Weg Tag für Tag zur Peter-Gärtner-Realschule zurück. Und die neue Berufsschule soll direkt daneben errichtet werden.

Das kann also nicht das Problem sein.

Der derzeitige Fußweg vom Bahnhof in Ludwigshafen zur Anna-Freud-Schule in der Pfalzgrafenstraße beträgt dabei gute 20 Minuten.

Der Bahnhof Böhl ist mit der S-Bahn genauso gut oder schlecht zu erreichen wie es jeder andere Bahnhof in der Umgebung auch ist. Weshalb irgendeine Berufsschule in einer anderen Stadt besser zu erreichen wäre, gibt der Artikel leider auch nicht her. Vermutlich, weil das auch gar nicht der Fall ist.

Und sollte ein Schüler aus einem Dorf mit einer derart schlechten Infrastruktur (also ohne Bus und Bahn) kommen, so wäre es egal welche Berufschule es zu erreichen gilt: es wäre so oder so ein gewisser zeitlicher Aufwand.

In diesen Fällen werden die Schüler (wie im Artikel richtig beschrieben) vermutlich mit dem Auto kommen – und so kommen wir zur geplanten Umgehungsstraße und damit auch direkt zum eigentlichen Kern des Artikels: das Zerreden der Westumgehung.

Die Westumgehung wird die Möglichkeit bieten, die Berufsschule ohne Belastung der beiden Ortsteile zu erreichen. Problem gelöst oder? Nein… nicht wenn man gegen die Westumgehung ist. Dann darf man auch gerne mal die Notwendigkeit einer solchen Berufsschule im Allgemeinen über Bord werfen, wenn man damit die Notwendigkeit der Westumgehung zerreden kann.

Lieber keine Berufsschule als eine Umgehungsstraße scheint hier das Motto zu sein.

Ja es ist richtig: die Westumgehung wird vermutlich nicht gleichzeitig mit der Berufsschule fertig. Ja es mag also sein, dass es ein paar Jahre lang keine ideale Verbindung zur Berufsschule gibt. Aber das ist dann eben leider so. Das lässt sich nicht immer exakt zeitlich in Einklang bringen. Und davon mal abgesehen: hätte man aktiv an der Westumgehung mitgearbeitet, wäre sie wohl auch schon da. Aber das Verkehrsproblem ist ja auch erst seit über 40 Jahren bekannt…

Es mag echte Gründe für und auch gegen die Berufsschule geben. Ob Böhl-Iggelheim der ideale Standort für die Berufsschule ist können wir nicht beurteilen. Wenn der Artikel diese Vor- und Nachteile beleuchten soll, dann braucht es Fakten und nicht nur die Meinung eines Nachbarn.

Was genau hinter der Entscheidung steckt, Böhl-Iggelheim als Standort zu wählen, wissen wir nicht. Natürlich wird Böhl-Iggelheim durch die neue Westumgehung interessant für die Berufsschule und sicherlich gibt es dann auch ein Interesse, dass mit der Berufsschule auch die Westumgehung zeitnah kommt.

Aber die Westumgehung wird doch nicht ausschließlich für die Berufsschule errichtet und die Berufsschule kommt doch nicht nur, damit die Westumgehung umgesetzt werden kann.

Zu suggerieren, dass die Westumgehung ausschließlich dem Zweck der Berufsschule dienen soll, ist schon ein Schlag für die über 1000 Anwohner in den betroffenen Straßen, bei denen der Verkehr der Landesstraße keine 2 Meter vorm Fenster vorbeirauscht.

Dass es der Autor des Artikels in 2 Jahren zu gerade einmal 2 Artikeln im Wochenblatt-Reporter gebracht hat und sich beide Artikeln gegen die Westumgehung richten, zeichnen ein recht klares Bild über die Intention des Autos.