Bürgermeisterwahl 2022 in Böhl-Iggelheim

Am 12. Juni 2022 finden die Wahlen für den kommenden Bürgermeister statt. Kanditieren werden der derzeitige Bürgermeister Herr Peter Christ und Herr Harald Reichel von der SPD.

Schon 2014 trat der zur SPD zugehörige Herr Harald Reichel gegen Herrn Peter Christ an und im Jahre 2007 führte die SPD sogar mit der Westumgehung Bürgermeisterwahlkampf. Denn einst wollte man sich noch für die Entlastung der Einwohner einsetzen.

Wir dürfen zitieren:

Die SPD Böhl-Iggelheim ist noch immer für die im Juso-Konzept angesprochene Westumgehung. Nicht umsonst einer unserer Schwerpunkte im Bürgermeisterwahlkampf, stehen wir auch weiterhin zu dieser getroffenen Aussage. Einige scheinen dies vergessen zu haben.

[…]

Der Mensch sollte in Böhl-Iggelheim wieder im Mittelpunkt stehen und nicht Motoren, Lärm und Abgase.

SPD aktuell Dezember 2007 (hier nachzulesen).

Da man davon mittlerweile nichts mehr wissen will, ist es gerade für den Ortsteil Iggelheim von Interesse, wie es dann mit den Verkehrsproblemen und der Ortsentwicklung weitergehen könnte.

Der amtierende Bürgermeister Herr Peter Christ steht nach wie vor zur Westumgehung, da die Umgehungsstraße – wie es auch in Böhl schon seit den 80er Jahren eine gibt – die einzig wirksame und so nachhaltige Lösung darstellt (siehe hier ein Interview mit Herrn Peter Christ).

Herr Harald Reichel und die SPD machen keinen Hehl daraus, dass sie die Westumgehung ablehnen und sie mit aller Macht verhindern wollen (siehe hierzu unseren Dialog mit der SPD). Wie möchte man das Verkehrsproblem dann aber lösen?

Wir sollten an dieser Stelle erwähnen: Viele der SPD-Vorsitzenden und Herr Harald Reichel selbst wohnen im Ortsteil Böhl, der seit Anfang der 80er Jahre bereits eine Ortsumgehung erhalten hat.

Was kann man erwarten?

Die SPD und Herr Harald Reichel versuchen uns schon länger davon zu überzeugen, dass die Verkehrsprobleme auch ohne Westumgehung in den Griff bekommen zu sind. Und schließlich geht es Herrn Harald Reichel ja um das Wohl von Böhl-Iggelheim.

Wenn dem so ist: wo sind die Anträge? Die CDU, die FWG und die BI Westumgehung sind davon überzeugt, dass es keine Alternative zur geplanten Westumgehung gibt. Die SPD und Herr Harald Reichel sehen das anders. Aber: Wenn es ohne Westumgehung ginge, dann müsste es Maßnahmen geben, die sofort umsetzbar sind.

Was wir in der Vergangenheit gesehen haben war eine Anhäufung an nicht durchführbaren oder wirkungslosen Ideen:

  • Eine räumliche Abgrenzung für Fahrradfahrer (Fahrradweg) in den betroffenen Straßen (9. Gemeinderatssitzung vom 20.05.2021, Punkt 11.6).
    Ein Fahrradweg in der Eisenbahnstraße? Die Fahrradfahrer fahren jetzt schon lieber auf den Gehwegen. Wer vergessen hat, was in dieser Straße los ist, dem sei folgendes Video ans Herz gelegt: hier klicken.
  • Durchfahrtsverbot für LKW > 7,5 Tonnen (zuletzt beantragt: 10. Gemeinderatssitzung vom 01.07.2021, Punkt 6.1)
    Der Antrag wurde abgelehnt, da das Durchfahrtsverbot nicht realisierbar ist (hier und hier).
  • Herabstufung der Landesstraße 532 zu einer Kreisstraße soll beim LBM beantragt werden (10. Gemeinderatssitzung vom 01.07.2021, Punkt 6.1).
    Dieser Antrag schlägt dem Fass den Boden raus. Die Landesstraße kann nicht zu einer Kreisstraße herabgestuft werden, wenn es für die Landesstraße keinen Ersatz gibt (das weiß die SPD aber durchaus).
    Der Ersatz ist mit der Westumgehung geplant. Nun stellen wir uns aber vor, was man bei der SPD wohl vor hätte, wenn die Straße tatsächlich zu einer Kreisstraße herabgestuft wäre: Die Gemeinde könnte die Straße dann so planen wie sie es möchte, also auch Verengungen einbauen und den Durchgangsverkehr so richtig ärgern damit. Tatsächlich würde man – mangels fehlender Alternativrouten – die Einwohner noch mehr belasten, da der Verkehr weiterhin durch Iggelheim fahren würde, dann aber überhaupt nicht mehr durchkommt. So etwas kann nur jemand beantragen, der das Geschehen nicht kennt und dem es scheinbar auch nicht wirklich interessiert.
  • Eine neue Asphaltdecke für die L532 (11. Gemeinderatssitzung vom 28.10.2021, Punkt 15.4).
    Die Idee klingt nur auf dem Papier gut, wäre am Ende aber eine Mogelpackung und würde mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringen (siehe hier).

Wenn nach wie vor daran geglaubt wird, dass auch ohne Westumgehung eine Reduktion von Verkehrsaufkommen und Lärm möglich sein soll, so wundern wir uns, dass von Seiten der SPD und Herrn Harald Reichel nur nutzlose Anträge eingereicht werden und wir seit Monaten gar nichts mehr hören.

Die Ortsentwicklung Iggelheim scheint schlicht keine Rolle mehr zu spielen. Der potentielle neue Bürgermeister lässt uns also heute schon mit unseren Sorgen alleine.

Entsprechend wundern uns auch verschiedene Versprechungen im Flyer (siehe hier).

Hier ein paar Beispiele:

Weiterentwicklung und Verbesserung unseres Ortsbildes mit Bewahrung des dörflichen Charakters

Mit über 7000 Autos die täglich mitten durch Iggelheim fahren (siehe hier) ist es nicht vorstellbar, wie das Ortsbild verbessert werden soll.

Verkehrsplanungen, die alle Verkehrsteilnehmendne, also auch Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Handicap berücksichtigen

Das scheint leider nicht für die Einwohner im Ortsteil Iggelheim zu gelten. Sehen Sie sich die Verkehrseindrücke ein und auch wie sich die Situation mit den LKWs und dem landwirtschaftlichen Verkehr gestaltet: wie soll hier ein Fußgänger, ein Fahrradfahrer oder gar ein Blinder sicher durch den Ortskern in Iggelheim finden? Denn eins ist klar: ohne Westumgehung fährt niemals auch nur ein Auto weniger durch Iggelheim.

Bildung: ein Schlüssel für die Zukunft!

Ein nein zur Westumgehung ist ein Nein zur neuen Berufsbildenen Schule (siehe hier), denn die kann nur mit einer vernünftigen Anbindung verwirklicht werden.

Eigeninteresse?

Nun ist es das eine, dass es der SPD scheinbar egal ist, was in Iggelheim vor sich geht. Die Vorsitzenden wohnen ja schließlich weit genug vom Geschehen entfernt. Etwas anderes ist es aber, wenn es einem Bürgermeister egal wäre.

Zwar wird hier gerne von den Fahrradtouren durch den Ort berichtet. Aber entweder führen diese Fahrradtouren regelmäßig am Geschehen vorbei oder man sucht sich bewusst die Uhrzeiten raus, in denen wir Gott sei Dank mal vom Verkehr verschont bleiben.

Man kann sich als nicht Betroffener eben auch nur schwer vorstellen wie es ist, wenn eine Landesstraße mit über 7000 Autos pro Tag keine 3 Meter vorm Fenster vorbeiführt. Wenn ein einziges Auto nachts genügt um eine ganze Straße aus dem Schlaf zu reißen. Wenn Schulkinder vor der Grundschule angefahren werden (siehe hierzu auch die Situation für die Schüler).

Ist es aber nicht die Aufgabe eines Bürgermeisters, diese Sorgen, Ängste und Gefahren ernst zu nehmen?

Spaltung der Gesellschaft

Als Bürgermeister sollte man das Wohl aller im Blick behalten, dass bedeutet in diesem Falle u.a.:

  • Schutz der Gesundheit vor Verkehr und Lärm (auch für den Ortsteil Iggelheim, nicht nur für Böhl)
  • Schutz der Kinder und Senioren, die sich im Verkehr nicht oder nicht mehr so einfach zurecht finden
  • Attraktive Dorfentwicklung

Was ist hier aber tatsächlich passiert? Bisher wurde die Gemeinschaft in Böhl-Iggelheim gespalten. Die Anwohner der hauptsächlich betroffenen Straßen gegen den Rest. Anstatt offen damit umzugehen und den Einwohnern zu erklären, dass die Westumgehung alternativlos ist (was fehlendende wirkungsvolle Anträge zeigen), treibt man einen Keil in die Gesellschaft.

Nicht umsonst ist der Bau in der landesweiten Liste „Bewertung von Landesstraßenneubauprojekten“ auf Platz 5 gelandet. Andere Gemeinden wären froh.

Mit der Behauptung, es ginge auch ohne Westumgehung stoppt man die Ortsentwicklung, macht einen ganzen Ortsteil unattraktiv und führt die nicht betroffenen Einwohner auch noch an der Nase herum. Denn leider bleibt ihnen eine Ortsentwicklung und ein attraktives Iggelheim ebenso verwehrt.

Eine Betrachtung, wie sich der Ort entwickeln könnte, gibt es in einem Video von Andreas Scherer vom 29. April 2021 zu sehen: hier klicken

Traurigerweise wurde nur zu oft mit Falschinformationen Panik verbreitet. In der Hoffnung, dass all diejenigen, die nur weit genug von den betroffenen Straßen entfernt wohnen, gegen die Westumgehung sind (und so hoffentlich Herrn Harald Reichel wählen?).

Was läuft schief, wenn es Einwohnern, die die Westumgehung in weit über 200 Meter Entfernung haben werden, egal ist, dass andere in der Gemeinde eine stärker frequentierte Straße (siehe hier und hier) teils weniger als 3 Meter vor der Türe haben?

Leider wurde den Einwohnern von der SPD und Herrn Harald Reichel nicht erklärt, wie sich der Ort entwickeln könnte, sollte die Landesstraße erst im Besitz des Dorfes sein und die Gemeinde sie nach ihren Wünschen gestalten kann. Wie schön es sein könnte, wenn Kinder wieder ohne Angst zur Schule laufen können, wenn die Geschäfte entlang der jetzigen Landesstraße komfortabel erreicht werden können.

Stattdessen müssen sich die Einwohner der betroffenen Straßen rechtfertigen, weil ihnen schlicht nicht geglaubt wird, dass die Situation kaum mehr zu ertragen ist.

Ob ein Kanditat, der einen kompletten Ortsteil vergisst, derart große Probleme ignoriert und Einwohner mit Falschinformationen bewusst gegeneinander ausspielt, der richtige Bürgermeister für unsere Gemeinde ist, darf sich jeder selbst überlegen.